Shinkansen de ikou ze!

12. August 2013 - Teil 1

Heute war also der Tag, an dem wir Tokyo verlassen mussten. Es ging weiter für uns in einen anderen Teil von Japan, und zwar nach Kansai, genauer gesagt zuerst nach Kyoto. Hierfür würden wir mit dem Shinkansen von Tokyo nach Kyoto fahren. Ich war schon sehr gespannt wie es sich mit dem Shinkansen fährt, wo ich mich doch immer liebend gerne über die deutsche Bahn aufrege.
Wir wachten früh auf, da wir für den Hikari-Shinkansen Sitzplätze für 11:03 Uhr reserviert hatten. Dies geht übrigens ganz einfach. Man kann in fast jeder JR-Bahnstation Sitzplätze reservieren lassen und zwar kostenlos. Wir waren dafür in Shinjuku, denn das Personal spricht dort auch Englisch und falls es Verständigungsprobleme gibt ist es so einfacher.
Zuerst gingen wir ein letztes Mal Frühstücken und waren danach doch ganz schön froh, diesem Frühstück entfliehen zu können. Wie erwähnt hatten wir es des Öfteren einfach geschwänzt obwohl wir es bezahlt hatten, aber wer will schon jeden verdammten Tag Spiegelei, Fertig-Salat, Chilli-Wurst, Bacon und Toast essen...
Danach holten wir unsere Koffer aus dem Zimmer und checkten aus. Netterweise bekamen wir die Koffer wieder die Eingangstreppe hinunter getragen. Wir machten uns auf den Weg zur Station und hatten vorher schon Bammel, wie wir die Koffer die Treppe nach oben kriegen sollten. So hieften wir die Koffer von Stufe zu Stufe und mussten nach jeder zweiten Stufe eine Verschnaufspause machen. Leider erwischten wir genau den Berufsverkehr und es war schwer den Leuten nicht im Weg zu stehen. Als ich nur noch ein viertel der Treppe zu bewältigen hatte, nahm jemand neben mir wortlos meinen Koffer und trug ihn den Rest der Treppe nach oben. Es handelte sich dabei der Uniform nach wohl um einen Oberschüler. Oben angekommen bedankte ich mich mit einem erleichtert überschwenglichen "Arigatou!" und mein Kofferträger lief rot an, nickte mir kurz zu und machte sich davon. Schon jetzt völlig kaputt setze ich mich auf meinen Koffer und wir warteten auf die nächste Bahn. Yamanote sei Dank kam diese schon in zwei Minuten und wir hievten die Koffer neben die Sitze neben der Tür.
Wir fuhren bis Tokyo Station und machten uns auf den Weg zu den Shinkansen Decks. Wir hatten eigentlich noch etwas Zeit, daher sahen wir uns noch kurz in einem Kiosk um und gingen dann weiter. Vor den Sperren zu den Shinkansen-Gleisen gab es etwas Stau, da diese irgendwie nicht funktionierten. Mehrere Bahnleute hebelten an ihnen herum und eine Bahnmitarbeiterin plapperte etwas durch ein Megaphon.  
Da wir Railpässe hatten wurden wir zu den Durchgeh-Schaltern geschickt und durften passieren. Wir gingen sogleich die Rolltreppe nach oben zu unserem Gleis. Unser Shinkansen sollte in etwa einer halben Stunde eintreffen. 
Um 10:50 Uhr kam er auch bereits an und es war sehr interessant das weitere Vorgehen zu beobachten. Sofort kam ein Putztrupp angerannt, stieg ein, säuberte jedes Abteil, bezog die Sitze neu und drehte die Sitze in die Fahrtrichtung und das in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Als sie fertig waren, ging eine Mitarbeiterin an ein Telefon und sagte Bescheid, dass sie fertig waren. Dann durften die Passagiere einsteigen. 
Wir hatten einen Mittel- und einen Gangplatz erwischt. Leider gibt es in Shinkansen nicht sehr viel Möglichkeiten Koffer zu verstauen, aber da wir genug Platz vor unseren Sitzen hatten quetschten wir diese dort hinein um die anderen Mitreisenden nicht zu stören. In und aus dem Gepäcknetz hätten wir sie nie hinein- und herausbekommen.
Auf die Minute genau fuhren wir los. Über der Tür gab es eine Anzeige für die Uhrzeit, das Wetter und aktuelle Nachrichten. Ich hatte am Abend zuvor einer Freundin geschrieben, wann wir in Kyoto ankommen würden und diese hatte mich bereits vorgewarnt das es auch in Kyoto nicht sehr viel kühler sein würde, was mir die Wetteranzeige jetzt bestätigte. 
Eine Durchsage begrüßte die Fahrgäste und wünschte einen angenehme Fahrt.  
Ich schaute über den Gang aus dem Fenster. Die Landschaft zu beobachten war sehr interessant und ich habe auch versucht etwas zu filmen, als die Mutter mit den zwei Kindern die dort saßen gerade auf Toilette waren. Es ging vorbei an Städten, Wiesen, Wäldern und Wasser. Die Fahrt mit dem Shinkansen war sehr angenehm. Nach einer Weile kam der Schaffner in das Abteil und wollte die Fahrkarten sehen. Dieser war über 2 Meter groß, für einen Japaner also ein ganz schöner Hüne. Als er mit der Prüfung der Karten fertig war, verbeugte er sich und ging ins nächste Abteil. 
Nach ein paar Stationen bekamen wir einen Sitznachbarn, der sich an den Platz am Fenster quetschte. Vor uns saß jetzt eine junge Mutter deren Baby die ganze Zeit schrie. Andere ließen sich davon nicht stören und packten jetzt ihr Bento aus. Ich bekam ganz schön Hunger auf Nigiri oder ähnliches, leider hatten wir aber nichts dabei.  
Während ich Musik hörte fuhren wir weiter in Richtung Kyoto. Jetzt kam eine Dame mit einem Imbisswagen vorbei und fragte, ob jemand etwas kaufen wollte. 
Etwa um 13:45 Uhr war die nächste Station Kyoto und wir machten uns mit unseren Koffern nach draußen. 
Die Fahrt im Shinkansen war wie im Flug vergangen und ich kann sie nur jedem empfehlen, der in Japan schnell von A nach B kommen möchte. Es ist ein ganz anderes Bahnerlebnis als in Deutschland und ich würde gerne wieder mit dem Shinkansen fahren! Leider sind Shinkansen je nach Geschwindigkeit und Dauer sehr teuer, daher lohnt sich dafür als Tourist durchaus der Japan Railpass. 

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