Buch-Review: Geständnisse - Minato Kanae

[Originaltitel: 告白]
Bildquelle: www.randomhouse.de

Die 4-jährige Tochter der Lehrerin Moriguchi Yuko ertrinkt im Schwimmbad der Schule. Die Polizei hält den Tod des kleinen Mädchens für einen tragischen Unfall und legt den Fall schnell zu den Akten.
Am letzten Tag vor den Ferien eröffnet die Lehrerin ihren Schülern jedoch, dass der Tod ihrer Tochter Manami kein Unfall war. 
Das Mädchen wurde ermordet. 
Von zwei Schülern aus ihrer Klasse.

Das war es also? Der Beweis des Lebens war die Angst vor dem Tod. Also gab es nur noch eine Art und Weise für mich, aus diesem Sumpf hervorzukriechen...

Der Roman Geständnisse stammt aus der Feder von Minato Kanae, einer japanischen Autorin bekannt für Psychothriller. Er ist im April endlich auf Deutsch erschienen und so habe ich mir das Buch sofort bei Erscheinen gekauft. Ich kannte zuvor bereits den Film, der in Japan ein riesiger Erfolg war. Der Film ist sehr nah am Buch, mir sind keine großen Änderungen aufgefallen.

Die Story ist unglaublich spannend und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Geschichte wird aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt, die alle in je einem langen Kapitel ihre Sicht der Dinge schildern. So erhält man viele Einblicke in die Psyche von Moriguchi, aber auch von den Tätern selbst und bekommt so eine ganz andere Sichtweise auf viele Dinge. 
Das erste Kapitel ist zunächst gewöhnungsbedürftig, da es ein einziger Monolog ist, aber diese Erzählweise führt sich so fort und finde ich sehr interessant. 

Die ganze Geschichte ist schockierend und das Ende einfach nur bitterböse. Man mag das Buch für ein wenig zu konstruiert halten, wenn man am Ende angekommen ist, doch das Interessanteste an diesem Roman sind die Einblicke, die man in die Psyche der handelnden Personen bekommt. So sieht man auch die Täter in einem völlig anderen Licht und kann einige Handlungen ein bisschen besser nachvollziehen.

Die deutsche Übersetzung gefällt mir jedoch nicht sehr gut. Ich war schon im Vorfeld skeptisch, da das Buch nicht direkt aus dem Japanischen, sondern aus dem Englischen übersetzt wurde. Und das merkt man dem Buch auch an. Einige Dinge hören sich auf Deutsch einfach nur eigenartig an. Warum werden Mittelschüler, die um die 14 Jahre alt sind, mit "Herr" und "Fräulein" angesprochen sowie gesiezt? Dies wirkte auf mich absolut deplatziert. Im letzten Kapital wird dann inkonsequenterweise auf einmal doch ein -san an einen Namen angehängt, obwohl dies im ganzen Buch zuvor nicht vorgekommen ist, abgesehen von einem Sensei-Suffix am Anfang des Buches. Ich habe lange überlegt, wie man dies hätte lösen können. Meiner Meinung nach ist es besser, man bleibt bei einer originalgetreuen Übersetzung, erhält die Suffixe und erklärt diese in einer Liste am Anfang für die Leser, die nicht damit vertraut sind. Oder man bleibt bei der Nennung des Nachnamens und lässt alle direkten Anreden wie Herr und Frau weg. Dieses zwanghaft eingedeutschte ist mir wirklich oft negativ aufgefallen. 
Außerdem scheint die Übersetzerin Kommas zu lieben, was oft zu unglaublich langen Schachtelsätzen führt. 

Fazit: Das Buch stand schon ewig auf meiner Liste, als ich jedoch erfuhr, dass es auf Deutsch erscheint, habe ich mit dem Kauf solange gewartet. Und ich habe es nicht bereut! Geständnisse ist wirklich genauso packend wie der Film und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es gab einige Stellen, die für meinen Geschmack etwas zu sehr ausgeführt wurden, trotzdem war es nie langweilig. Das Interessante ist, dass eigentlich gar nicht sehr viel passiert und die Story fast nur aus den Blickwinkeln der einzelnen Personen nacherzählt wird. Umso mehr hat es Minato Kanae geschafft, unterschwellig eine fesselnde Kritik an der japanischen Gesellschaft mitschwingen zu lassen und so kann ich dieses Buch allen empfehlen, die gerne tiefen Einblick in die Psyche der Figuren erhalten wollen, ohne große Action oder packende Verfolgungsjagden. Die Geschichte macht beklommen, ist schockierend und zeichnet das Bild einer Gesellschaft, bei der leider oft vieles in den Tiefen verborgen bleibt, bis es irgendwann doch herauszubrechen droht.

Kommentare

  1. Hallo Caro,

    vielen Dank für den Tipp. Bin gerade auf der Suche nach fesselnder Urlaubslektüre zum Thema Japan.

    Ich suche hier vergeblich eine Möglichkeit, dir eine private Nachricht zu schreiben, aber kann leider nichts finden. Vielleicht kontaktierst du mich kurz über meine Webseite. - Bitte nicht die olle Blogspot-Adresse von mir verwenden. Da hab ich das Passwort vergessen und kann nicht mal mehr mein Profilbild ändern :-(

    Liebe Grüße
    Daniela

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