Film-Review: Karera ga honki de amu toki wa,

[Close-Knit]

Tomo ist 11 Jahre alt und sollte ihre Freizeit eigentlich mit Spielen und Freunden verbringen. Doch da ihre Mutter sie seit Jahren immer wieder im Stich lässt und manchmal tagelang nicht Nachhause kommt, muss sie sich um die Wohnung und Haushalt kümmern. In der Küche stapelt sich das Geschirr und die Wäscheberge werden immer höher. Zu Essen gibt es meistens nur Nigiri aus dem Konbini.
Als ihre Mutter eines Tages überhaupt nicht mehr zurückkommt, vertraut sich Tomo wieder einmal ihrem Onkel an, der sie bei sich aufnimmt. In seiner Wohnung ist sie überrascht, als er ihr seine Freundin Rinko vorstellt - diese ist eine Transfrau. Doch schon bald ist Tomos Skepsis ihr gegenüber wie weggefegt, denn Rinko kümmert sich fürsorglich um sie. Sie macht ihr Essen und tolle Bentos, kämmt ihre Haare, spielt mit ihr Videospiele und hat für alle ihre Probleme ein offenes Ohr. Tomo fühlt sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich Zuhause - doch schon bald muss sie sich den üblichen Vorurteilen und Beleidigungen entgegensetzen, denen Rinko in der Gesellschaft ausgesetzt ist und über ihre neu gefundene Familie werfen sich die ersten Schatten.

Seit ich Anfang des Jahres den Trailer zu diesem Film sah, wollte ich ihn unbedingt anschauen, da mich bereits dieser unglaublich bewegt hat. Ikuta Toma und einige andere Beteiligte waren außerdem auf der Berlinale zu Gast, um den Film international vorzustellen. Endlich ist nun die DVD zum Film erschienen.

Beginnen möchte ich mit einem unglaublichen Lob an Ikuta Toma. Ich wusste ja schon lange, dass er ein unfassbar toller Schauspieler ist, aber als Rinko hat er so ziemlich das Beste abgeliefert, was ich bisher von ihm gesehen habe. Seine ganze Mimik und Gestik wirkte zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt sondern sehr echt und glaubwürdig.
Auch die anderen Schauspieler machen ihre Sache sehr gut. Neben den Menschen, die Rinko akzeptieren wie sie ist, gibt es natürlich auch sehr viele, die sie ablehnen und ihr mit Hass und Skepsis gegenübertreten. Dies spiegelt wohl leider immer noch unsere Gesellschaft wider, die sich von Menschen die nicht der Definition von normal entsprechen, abwendet. 

Der Film ist aber oftmals auch sehr lustig und gerade das Rinko vieles mit einem Augenzwinkern sieht und Tomo das Thema Transgender sehr kindgerecht erklärt, gibt dem Film viel Leichtigkeit zurück. 
Mit 127 Minuten ist der Film nicht gerade kurz, aber ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt. Am Ende bleiben für mich leider trotzdem einige Fragen offen, was ich ein wenig schade fand. Sehr viel mehr möchte ich eigentlich gar nicht sagen, weil ich nicht zu viel verraten will. 

Fazit: Der Film hat mich unglaublich berührt und oftmals zugleich weinen und lachen lassen. Wer sich für LGBT+ Problematiken und deren Stellung in der japanischen Gesellschaft interessiert, sollte sich diesen Film unbedingt ansehen. Es ist sehr schön zu sehen, dass auch Japan langsam aufwacht und solche Thematiken mit Respekt immer häufiger thematisiert werden. Nur durch Normalisieren und das Einbeziehen von Mainstream-Medien kann Akzeptanz wachsen und Vorurteile beseitigt werden. Karera ga honki de amu toki wa ist ein mutiger Film, den ich mir auch sehr gut als Serie hätte vorstellen können. Ganz dicker Daumen nach oben!


Kommentare